Die Familie Blum in Plotzk

Die Gemeinde Plotzk wurde von der Familie über viele Jahre massgebend geprägt. Es wurden nicht nur von dem Mitbegründer und erstem Schultheis „Stammvater Andreas Blum (1776-1846)“, Spuren hinterlassen. Dieser Familienzweig wurde sehr detailliert von dem uns persönlich bekannten Werner Blum aus Vaihingen sowie seinem Vetter Alwin aus Saarstedt erforscht. Wir sind für die Informationsbereitstellung sowie Zustimmung dieser Darstellungen sehr dankbar.

Der Stammvater Andreas Blum hatte zusammen mit seiner Ehefrau Jacobina Knodel insgesamt zehn Kinder.

Der von ihm begründete Hof hier Plotzk ist über mehrere Generationen in die Hände der Brüder Christian und Daniel Blum (= Vater des o.g. Werner Blum) vererbt worden.

– I. Erbe: Andreas Blum (1810-1864)

– II. Erbe: Johann Georg Blum (1839-1900)

– III. Erbe: Andreas Blum (1858-1932)

– IV. Erben: Christian (1894-1970) und Daniel (1896-1973) Blum

1.) Andreas und Katharina Karolina Blum geb. Stierle

Hier in Plotzk übernahm sein namensgleicher Sohn Andreas (1810-1864) nach dem Tode zusammen mit seiner Ehefrau Katharina Karolina Stierle den väterlichen Hof. Auch sie gründeten eine grosse Familie mit insgesamt neun Kindern.

Familie Andreas und Kath. Karol. Blum geb. Stierle

Zumindest acht von diesen Kindern sind nach dem Auszug aus dem Personalbuch der Kirchgemeinde Plotzk bezeugt.

Die Söhne Michael und Johann-Georg führten die namentliche Familiengeschichte an diesem Ort weiter.

1a.) Familie Michael und Christina Blum geb. Frank

Familie Michael und Christina Blum geb. Frank

Ihre drei Söhne starben jedoch entweder bei der Geburt oder im Babyalter. Vier ihrer Töchter heirateten später die Brüder Andreas, Adam und Jakob Dölker, zu deren Familie eine mehrfach enge Verbindung besteht. Bis auf die 1887 bereits verstorbene Christina Blum wanderten die drei verbliebenen Schwestern mit ihren Ehemännern bzw. Familien in die USA aus. Somit endet aber auch für diesen Familienzweig „Blum“ die Linie in Plotzk.

Der Name wurde aber durch den zweiten Sohn Johann Georg (1834-1900) von Andreas und Katharina mit seinen Kindern und Enkeln umfänglich fortgeführt.

1b.) Familie Johann Georg und Regina Maria Blum geb. Leyer

Johann Georg wurde noch vor der grossen Auswanderung der Familie Blum 1834 als letztes Kind in Luisenhuld (Westpreussen) geboren. Seine Geschwister kamen ab 1837 ff in Plotzk (Bessarabien) zur Welt. Dass er in die Familie Leyer einheiratete war kein Zufall. Seine Braut war die Tochter seiner Tante Christina Babara Blum und Andreas Bleyer. Sie waren zusammen mit dem Grossvater Andreas Blum an der Gründung der Gemeinde Plotzk beteiligt. Vielleicht kannten sich die Familien auch aus ihrer Zeit in Dombrowka (Westpreussen), wo sowohl die Familie Blum als auch die Familie Leyer vertreten war.

Sie heirateten im jungen Alter 1855 in Fere Champenoise. Wie auch seine Vorväter übernahm Johann Georg in der Gemeinde umfängliche ehrenamtliche Verantwortung. So war er Schultheiss wie auch Küsterlehrer in der hiesigen Schule. Und diese Tätigkeiten verrichtete er neben der zu dieser Zeit schon ansehnlichen Landwirtschaft.

Johann Georg und Regina Blum geb. Leyer ca. 1899

Von ihren elf Kindern verstarben leider vier bereits mit wenigen Jahren. Der älteste Sohn Andreas, benannt nach seinem Grossvater, wurde im Jahr 1858 in Plotzk geboren und wird später einmal die Landwirtschaft übernehmen.

Stammtafel der Eheleute Johann Georg und Regina Blum

Zu erwähnen ist, dass die Tochter Maria Regina, die Christian Geigle 1904 geheiratet hat, nicht wie der allergrösste Teil der deutschen Bevölkerung 1940 umgesiedelt wurde. Sie vestarb in Sarata (Bessarabien) 1945 , wo auch ihr Ehemann 1933 bereits beerdigt war.

Die Eltern haben ihre Kinder mit festen religiösen Regeln grossgezogen. Dies ist nicht zuletzt mit dem oben auf dem Foto erkennbaren Gesangbuch oder der Bibel erkennbar.

1b1.) Familie Andreas und Theresia Blum geb. Handel

Der älteste Sohn und Erbe des Hofes – Andreas – kam am 03.09.1858 in Plotzk zur Welt.

Auszug aus dem Taufbuch Plotzk von 1858

1881 vermählte er sich mit der vier Jahre jüngeren Theresia Handel aus Neu-Teplitz. Zu deren Familie haben wir einen umfänglichen sehr individuell gestalteten Familienstammbaum in Form eines Buches vorliegen.

Trauschein aus dem Kirchspiel Fere Champenoise

Von 1905 an traten sukzessive ihre Kinder vor den Traualtar. Die Eltern waren stolz auf den weiteren Nachwuchs von fast 30 Enkeln. 1912 durften sie der zweiten Ehe ihres ältesten Sohnes Johannes beiwohnen.

Andreas und Theresia geb. Handel (1912)

Und auch im Jahre 1922 war ein besonderes Jahr. Ihre Kinder Daniel und Emma feierten gemeinsam mit ihnen ihre Doppelhochzeit.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist BLFC771-1024x717.jpg
Andreas und Theresia Blum geb. Handel (1922)

Andreas erbte von seinem Vater eine „ganze“ Wirtschaft (ggü. dem Bethaus belegen), was ihm und seiner Familie noch ein gut ausreichendes Einkommen sicherstellen sollte. Hierbei handelte es sich immer noch um die erste Siedlungsstelle des in Plotzk eingewanderten Andreas Blum (1776-1846).

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Blum-Daniel-Strassensicht-2019-1-1024x768.jpg
Hofstelle in Plotzk – Strassensicht –

Weil er aber sah, dass diese Landwirtschaft nicht für das zukünftige Auskommen aller seiner fünf Söhne in der Zukunft reichen würde, hatte er das Ziel, hieran etwas zu ändern. Mit viel Fleiss und Geschick wollte er ihnen zumindest eine „halbe“ Wirtschaft hinterlassen.

1908 beteiligte er sich daher mit einigen anderen Plotzkern, die bereits 1907 davonzogen, an der Gründung einer Bauerngemeinde in der Nähe der Stadt Bolgrad (Landkreis Kahul) im heutigen Moldavien. Zusammen mit seinem Sohn Johannes(1882-1837) gründete er die Gemeinde Alexanderfeld. Andreas erwarb für seine drei älteren Söhne Johannes, Andreas und Immanuel je eine halbe Wirtschaft. Auch Johannes (Küster/Lehrer) selbst erwarb eine halbe Wirtschaft. Seine Plotzker Landwirtschaft übergab der Vater hingegen nach dem ersten Weltkrieg sukzessive an seine jüngeren Söhne Christian und Daniel.

Ein besonderes Erlebnis war in dieser Familie ganz sicherlich die Doppelhochzeit der Kinder Emma und Daniel im Jahr 1922.

1b2.) Jakob und Katharina Blum geb. Geigle

Jakob, der zweite überlebende Sohn von Johann Georg und Regina Blum kam knapp sieben Jahre nach seinem Bruder Andreas auch in Plotzk auf die Welt. 1891 heiratete er die aus Sarata stammende Katharina Geigle in Alt Elft (Bessarabien). Ihre Kinder sind nach der Jahrhunderwende in Richtung Nordkaukasus ausgewandert. Später wurden einige von ihnen nach Kasachstan zwangsumgesiedelt.

Sie hinterliessen eine grosse Familie, die wiederum viele Nachkommen in dieser Region haben.

1b3.) Johannes und Christina Baldzer geb. Blum

Die erstgeborene Tochter Christina kam 1854 knapp ein Jahr nach der Vermählung der Eltern in Plotzk auf die Welt. Ihre grosse Liebe fand sie in der Heimatgemeinde Plotzk mit Johannes Baldzer, der mit ihr 1876 in Alt Elft vor der Traualtar trat. Dessen Vater Martin wanderte in die USA aus. In der Zeit von 1877 bis 1896 bekamen sie nahezu alle zwei Jahre ein Kind.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Familie-Johannes-und-Christina-Baldzer-geb-Blum-1024x431.jpg

1b4.) Christian und Maria Regina Geigle geb. Blum

Im Jahre 1874 kam die Tochter Regina zur Welt. Sie vermählte sich 1904 mit dem aus erster Ehe verwidweten Christian Geigle. Sie zog zu ihm in seine Heimatgemeinde Sarata. In den Folgejahren gebar sie ihm sechs Kinder.

1b5.) Nathanael und Maria Blum geb. Handel

Er wurde 1876 in Plotzk geboren und heiratete im Jahre 1900 im nicht weit entfernten Dennewitz seine ebenfalls aus Plotzk stammende Ehefrau Maria Handel. Die ebenfalls in Plotzk geborenen Kinder geben uns insofern ein Rätsel auf, als das noch nicht klar ist, warum die Ehe in Dennewitz geschlossen wurde. Nach der im hohen Alter noch zu ertragenden Umsiedlung ging ihr Leben 1947 bzw. 1961 in Pansfeld (Thüringen) zu Ende.

Zwei Töchter heirateten die Ehemänne Kuch bzw. Kutzarow und setzten ihren Lebensweg in Berlin im Harz fort. Nachkommen der Familie wohnen heute noch im Raum Hannover.

1b6.) Emanuel und Paulina Blum geb. Deeg

Der letztgeborene Sohn Emanuel kam 1881 zur Welt. Für die damalige Zeit vergleichsweise spät und deutlich nach der ersten Geburt der ersten Tochter Alwine (1901) fassten die beiden Eheleute 1906 den Entschluss, zu heiraten. Ob wohl die Last und Arbeit des Bürgermeister- bzw. Dorfschulzamtes von dem Bräutigam Schuld war? Familientraditionell nahm auch Emanuel das Ehrenamt sehr ernst und sorgte sich um die Gemeinheit. Er ging als letzter Bürgermeister und „ewiger Primar“ in die Plotzer Geschichte ein. Es folgten weitere fünf Kinder bis zum Jahr 1915. Das Schicksal zweier Weltkriege erlebten sie, wurden 1940 umgesiedelt in den Warthegau (Polen). Dort verlieren sich leider ihre Spuren. Lediglich von seinem Sohn Woldemar wissen wir, dass er 1944 im Krieg gefallen ist. Den Verbleib der übrigen Angehörigen dieses Familienzweiges ist uns zur Zeit noch unbekannt.

Familie Emanuel und Paulina Blum geb. Deeg ca. 1916 Quelle: Chronik Plotzk von Nelly und Erwin Schock, Werner Blum 1998

1b7.) Jakob und Friederika Theresa Sulz geb. Blum

Die 1863 geborene Tochter Friederika Theresa Blum heiratete den aus Wittenberg stammenden Jakob Sulz.

Nun möchten wir zunächst die Familie von Andreas und Theresia Blum geb. Handel weiter nachgehen und darstellen. Ihr ältester Sohn Johannes Blum (1882-1937).

A.) Johannes und Margaretha Blum geb. Fischer bzw. Maria Baldzer

Johannes Blum konnte aufgrund seiner Fähigkeiten die Wernerschule in Sarata besuchen. Im Anschluss daran übte er den Lehrerberuf im Chersonischen und in Dennewitz aus. In erster Ehe war er mit Margaretha Fischer (1883-1910) aus Gnadental vermählt. Die Trauung fand in seiner Heimatgemeinde Plotzk statt, in der inzwischen auch an der Dorfschule unterrichtete.

Schule Plotzk – In der Mitte links der Lehrer Johannes Blum (1913)

Die Ehe wurde durch den frühen Tod der Mutter schwer getroffen.

Margarete Fischer (1883-1910) Quelle: Plotzk in Bessarabien
von Nelly und Erwin Schock und Werner Blum Stuttart (1998)

Die beiden Söhne waren gerade erst zwei bzw. ein Jahr(e) alt. Doch nur kurze Zeit später fand er eine neue Frau – Maria Baldzer – , die sich auch um die Familie weiter kümmern konnte. Sie heirateten 1912.

Hochzeitsgesellschaft Johannes und Maria Blum geb. Baldzer (1912)

Unter der Regie von Johann Weiss, Johann Keck und Philipp Allmendinger wurden die später als Alexanderfeld (heutiges Maldawien) bezeichnen Flächen von insgesamt rd. 2.700 Dessjatinen (ca. 2700 ha) durch die Käufer- und Gründergemeinschaft von 42 Familien erworben. Verkäuferin war Elisabetha Nikolaewna Gartin. Der Gesamtkaufpreis von 160 Rubel wurde in mehreren Raten über insgesamt 32 Jahre bezahlt. Die bis dahin völlig wüsten Flächen wurden dann im Februar 1908 von den Neusiedlern, zu denen auch die Brüder Johannes und Andreas Blum gehörten, übernommen. Der Vater Andreas Blum war den Brüdern beim Erwerb der insgesamt sogar drei ausgemessenen Flächen von je 60 Dessjatinen behilflich. Die Namensgebung dieser Gemeinde erinnert an den russischen Zaren „Alexei“. Die ersten Unterkünfte waren einfache Buden.

Zusammen mit seinen Brüdern diente er auch beim russischen Militär. Anfang 1917 kam es in Russland zunehmend zu Aufständen, die in einer Revolution mündeten. Auch in Alexanderfeld drohten russische Soldaten mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Aber im Frühjahr 1918 besetzten die Rumänen Bessarabien. Johannes Blum nahm die Herausforderung an und erlernte die rumänische Sprache. So konnte er anschliessend auch seine alte Lehrertätigkeit wieder aufnehmen, denn dort wurde dies als Einstellung vorausgesetzt. Insgesamt veränderte sich durch die neue Ausrichtung das Leben ganz erheblich.

Dann gab er 1927 seine Tätigkeit in Plotzk auf, um sich der landwirtschaftlichen Arbeit in seiner neuen Heimat zu widmen. Doch wegen seiner sprachlichen und pädagogischen Kenntnisse wurde er auch hier gebeten, die Kinder zu unterrichten. Er übernahm diese Aufgabe des zweiten Lehrers an der Schule genauso wie die des Primar- bzw. Kuratorenamtes an. In dieser Eigenschaft entschied er zusammen mit den von ihm einzuberufenden Gemeindeversammlungen über schulische Angelegenheiten, Gemeindelandsverpachtung, den Saatbebebauungsplan oder auch die Gemeinde bzw. Kirchgelder. Da er auch russisch sprach, fiel ihm die Einbindung und Ansprache der russischen Bevölkerung nicht schwer. Und erkannte schon früh, wie wichtig die Bildung für die eigene persönliche wie berufliche Entwicklung ist. So setzte er alles daran, seinen Kindern, diese zu ermöglichen.

1936 war für die Familie Blum ein Schicksalsjahr, denn bei seiner Hilfe für die hungernde nichtdeutschen Bevölkerung in Alexanderfeld wurde Johannes Blum sehr krank und starb Anfang 1937. Ihm zu Ehren nahmen sehr viele Bewohner an der Trauerfeier in seinem Heimatort teil. Er hinterlässt neben seiner Ehefrau aus zweiter Ehe insgesamt vier Söhne.

Arnold, Alwin, Erwin und Harry haben gerade in dieser Zeit ihre eigenen Familien gegründet. Die weiteren Nachfahren finden wir infolge des Stalin-Hitler-Paktes u.a. Aachen, Vaihingen, Mühlacker, Goslar, Burg, Magdeburg, Chemnitz und Würzburg. Und ein Familienzweig ist in Sneek (Niederlande) zu finden.

B.) Andreas und Sophie Blum geb. Wilske

Als nächstest widmen wir uns der Familie des nach seinem Vater benannten Andreas Blum. Er wurde auch in Plotzk im Jahre 1884 geboren. Mit Sophie Wilske fand er eine Frau aus dem gleichen Dorf und führe sie 1910 in Plotzk vor dem Traualtar. Und zwischen 1912 und 1925 bekamen sie drei Töchter sowie einen Sohn. Ihre Nachfahren sind in u.a. in der Metropole in Hamburg, in Mitteldeutschland aber auch im spanischen San Sebastian anzutreffen.

Nachfahren von Andreas und Sophie Wilske

Zur Ernährung seiner Familie war der Vater ebenfalls Bauer, war aber gleichzeitig auch Dorfschulze (Primar) und Kurator in Plotzk.

Andreas Blum (1884-1952) Quelle: Ahnentafel Sippe Blum Linie
Plotzk von Alwin und Werner Blum
Sophie Blum geb. Wilske (1885-1955) Quelle: Ahnentafel Sippe Blum Linie
Plotzk von Alwin und Werner Blum

C.) Emanuel und Lydia Jeske geb. Blum

Geburten-bzw. Taufregister des Ev.luth. Pfarramtes der Gemeinde Plotzk entnehmen wir für das 1887 die Geburt der ältestes Tochter Lydia.

Gerade 18jährig heiratet sie den zwei Jahre älteren Emanuel Jeske. Ihre einzige Tochter Frieda wird 1906 geboren und wird 1940 den aus Alt-Elft stammenden Artur Zaiser heiraten. Parallel zur Tochter ziehen sie noch einen Pflegesohn aus der Familie Schmidtke auf.

Der Schwiegersohn Artur war viele Jahre in der Gemeinde Plotzk als Gemeindesekretär tätig. Nach der Umsiedlung nach Deutschland lebten sie in Leonberg, wo er beim Finanzamt arbeitete. Sie zogen zwei Töchter und einen Sohn auf.

D.) Nathanael und Theresia Wilske geb. Blum

Die beiden jüngeren Geschwister von Andreas und Sophie eiferten den Grösseren nach und traten nur drei Jahre später in den Ehestand ein. So verband sich die Familie Wilske noch enger mit der Familie Blum. Sie bekamen drei Söhne.

Theresia Wilske geb. Blum (1890-1977) Quelle: Ahnentafel Sippe Blum Linie
Plotzk von Alwin und Werner Blum
Nathael Wilske (1887-1949) Quelle: Chronik Plotzk von Nelly und Erwin Schock, Werner Blum 1998

Einige Nachfahren leben in der Nähe von Schwerin bzw. Neuhaus an der Elbe.

E.) Immanuel und Ottilie Blum geb. Schulz

Immanuel wurde 1891 in Plotz geboren. Seine Ehefrau dürfte er wohl nach seinem Umzug nach Alexanderfeld kennengelernt haben. Beide Familien gehörten zu den Mitbegründern dieser Gemeinde. Dort baute er sich mit der von seinem Vater erworbenen zusätzlichen halben Wirtschaft, eine eigene Existenz auf. In den ersten Jahren bis 1922 bewirtschaftete er zunächst auch die halbe Wirtschaft seines Bruders Johannes. Und auch der zweitälteste Bruder Andreas baute sich parallel seine Existenz in dieser neuen Gemeinde auf. in den Kriegsjahren musste Immanuel noch beim russischen Militär im 01. Weltkrieg dienen.

Immanuel Blum (links)

Glücklicherweise kam er unversehrt zurück und so konnte die Familie Blum in den folgenden Jahren zwei Töchter und zwei Söhne grossziehen. Deren Nachkommen finden wir wiederum in Brandenburg und Niedersachsen.

F.) Christian und Ottilie Blum geb. Treiber bzw. Emma geb. Deeg

Christian als einer von zwei direkten Nachfahren und Erben des ursprünglich vom Gründungsvater Plotzks Andreas Blum ist 1894 geboren. Wie auch viele andere junge Männer, so musste er im 01. Weltkrieg beim russischen Militär dienen. Gegen Ende der Kriegszeit heiratete er die aus Plotzk stammende Ottilie Treiber. Noch vor ihrem Tod im Jahre 1922 gebar sie insgesamt vier Söhne. Über ein Jahr stand Christian allein vor der Herausforderung Familie und Landwirtschaft gemeinsam zu bewältigen. Doch er hatte Glück und fand eine neue Liebe. Die 29jährige Emma Deeg heiratete ihn 1924 in Plotzk.

Emma Deeg (Mitte) mit ihrer Mutter (links) und Schwester

Sie bekamen zusammen noch eine Tochter Hilda, die aber leider schon 1939 verstarb.

Familie Christian Blum (1929)

Sie übernahmen von dem Vater die halbe Landwirtschaft in Plotzk.

Hof von Christian Blum (02. Haus von rechts) Heute nicht mehr bewohnt/bewirtschaftet.

Doch schon nach wenigen Jahren brach über sie das gleiche Schicksal wie über alle Bessarabiendeutschen herein. Durch den Umsiedlungsvertrag verloren sie ihre Heimat und Haus und Hof. Nach vielen Kilometern landeten sie letztendlich in der Heimat ihrer Urahnen – Baden Würtemberg. Ihre letzte letzte Wohnstätte war in Ebersbach an der Fils.

Christian und Emma Blum geb. Deeg ca. 1960er

Beide starben innerhalb von zwei Monaten im Jahre 1970.

G.) Daniel und Maria Blum geb. Brenner

Der Vater des an mehreren Stellen erwähnten Familienforschers Werner Blum wurde hier in Plotzk 1896 geboren. Daniel Blum musste im ersten Weltkrieg beim ruissischen Militär dienen (09.1915 – 12.1917). Die Armee kämpfte u.a. auch im Kaukasus, wo sie bereits im November 1914 in die Türkei einfielen. Er nahm er an den Schlacht des später besetzten Ezurum, in der heutigen Türkei belegen, teil. Hier wurde er stationiert. Relativ schnell gewannen die Russen entsprechende weitere Gebiete hinzu. Doch die Auswirkungen der russischen Revolution im Jahre 1917 waren später auch hier zu spüren. Die Armee, in der Daniel Blum zu dienen hatte, löste sich nach und nach auf. Zum Glück, denn so konnte er unversehrt zu seiner Familie in die Heimat zurückkehren.

Daniel Blum in russischer Uniform

Nun lernte er 1918 seine Ehefrau Maria kennen. Sie bekamen zwei Töchter und Söhne. Die Hochzeit fand 1922 in Plotzk statt.

Daniel und Maria Blum geb. Brenner – Hochzeit – 1922

Bei der (Doppel-)Hochzeitsfeier zusammen mit der Schwester Emma und ihrem Ehemann Samuel Schwandt waren viele familiäre Gäste anwesend.

Man übernahm einige Jahre später 1927 die elterliche zweite halbe Wirtschaft, nachdem vorab der Bruder Christian vorab die erste Hälfte übernommen hatte.

Quelle Plotzk in Bessarabien (1939-1940) von Nelly und Erwin Schock sowie Werner Blum Stuttgart 1998

Im Gegenzug für die vorzeitige Übertragung des Hofes hatten die Eltern verschiedene Nutzungssrechte für bestimmte Räume sowie landwirtschaftliche Teilflächen. Nach und nach wurden die Kinder geboren. 1939 war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr. Der Beginn des zweiten Weltkrieges fiel zusammen mit dem Neubau des Wohnhauses. Daniel Blum schuf einen neuen Wohntrakt sowohl für seine eigene inzwischen auf fünf Personen angewachsene Familie sowie auch für seine Eltern.

Geschwister Blum ca. 1929

Es entstanden insgesamt 4 Schlafräume, 2 Wohnzimmer, 2 Küchen, 1 Fremdenzimmer, 1 Kinderzimmer sowie die übliche Speisekammer und 2 weitere Nebenräume. Das Ergebnis ist oben auf dem Foto zu sehen.

Der landwirtschaftliche Betrieb wies eine Gesamtgrösse von rd. 61 ha auf, wovon 33 im Eigentum waren. Sehr stolz war die Familie auf ihre 8 Pferde, die neben 2 Kühen, 7 Schafen, 4 Schweinen und 70 Stück Federvieh den gesamten Tierbestand ausmachten.

Doch auch diese Familie Blum musste aufgrund der späteren Abkommen zwischen Hitler und Stalin Plotzk verlassen. Eine ungewisse Zukunft. Im Oktober 1940 brach die Gemeinde mit Pferd und Wagen auf. Heimat, Haus und Hof mussten von zurückgelassen werden. Es flossen viele Tränen.Den meisten Menschen, insbesondere den Älteren, wurde aber erst sehr viel später klar, dass sie ihre zurückgelassene Heimat nie wiedersehen werden. Ein wichtiges Utensil für die Legitimation der Reise in dieser wirren Kriegszeit wa der sog. Umsiedlerausweis.

Von hier aus ging es nun über Parapara zur Sammlung der Bewohner verschiedener Dörfer weiter in die Hafenstadt Kilija. Mit überfüllten Schiffen ging es dann bis Jugoslawien und nach einigem Hin und Her ins Lager Kratzau.

Und mit dabei der erst wenige Monate alte Werner Blum.

Werner Blum als Kleinkind (rechts mit schwarzer Mütze) 1940/41

Details zu der Umsiedlung sind der ausführlich niedergeschriebenen Geschichte von Werner Blum zu entnehmen. Seine beiden Schwestern Ella und Nadine waren sehr stolz auf ihn.

Geschwister Blum im Umsiedlungslager 1941

Wie viele andere Bessarabiendeutschen, so wurde auch die Familie von Daniel Blum in Breitenfurt (Kr. Hohensalza) im Warthegau auf einem Hof angesetzt. Nach der Besetzung durch die Deutschen mussten die polnischen Bewohner auch ihre Heimat bzw. ihre Höfe verlassen. Die erkennbare „Zwangsräumung“ durch die deutschen Besatzer (Soldaten) bereiteten den „neuen“ Bewohnern selbstverständlich unruhige Gedanken. Um zu überleben, nahm man die Arbeit in der Landwirtschaft trotzdem umgehend auf. Und dies geschah ohne die erwachsenen Männer Daniel und Ewald Blum, denn diese wurden nunmehr von der deutschen Wehrmacht in den Krieg gegen die Allierten einberufen.

Daniel Blum (1896-1973) als Soldat

Aber im Jahre 1943 war man froh, dass die Familie nochmals zusammen treffen konnte. Es wird wohl eins der letzten Treffen gewesen sein.

Familie Daniel Blum (1943) in Breitenfurt (Krs. Hohensalza) Warthegau

Doch die Stimmung war gedrückt, als es für Daniel wie auch Ewald wieder zurück zu ihren militärischen Einheiten geht.

Ewald Blum

Der Familienvater konnte erst im Juli 1945 aus der englischen Kriegsgefangenschaft zu der inzwischen aus dem Warthegau geflüchteten bzw. vertriebenen Familie nach Röhrsen in Niedersachsen zurückkehren. Die Freude war gross, nur die Ungewissheit über den Verbleib und das Befinden des ältesten Sohnes Ewald, trügten das Bild.

Ewald Blum (1923-1947)

Der fast 17 Jahre ältere Bruder von Ella, Nadine und Werner Blum blieb aber zunächst verschollen. Über den DRK-Suchdienst versuchten sie alles, um Klarheit über den im Osten verschollenen Ewald zu bekommen.

Auf der Rückseite dieser Suchkarte bittet Ewald Blum am 04.09.1946 aus der Kriegsgefangenschaft heraus um Mitteilung der aktuellen Anschrift seiner Familie. Er war in der Tschechoslowakei in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Zunächst wurde er nach Leningrad abtransportiert und musste Zwangsarbeiten in einem Wald leisten. Und im September 1946 ging es in das Lager Nr. 4 144/4 (Dombas). Nun galt es allerschwerste Arbeit in den Kohlegruben zu leisten.

Erst viele Jahre später bekam die Familie die traurige Gewissheit, dass ihr Sohn verstorben war. Nach den Ausführungen eines Mitgefangenen hat er aufgrund beengten Raums noch im Sitzen die Kohle in dem Bergwerk geschippt. Und dabei hat sich ein grosser Stein von der Decke gelöst und ihn erdrückt. An diesem Tag, dem 10.07.1947, verstarb Ewald bei einem Bergwerksunglück in Gefangenschaft. So wuchs Werner Blum ohne seinen grossen Bruder auf.

Werner Blum

Nach einigen Jahren in die Niedersachsen kehrte die Familie Blum 1956 in die Heimat ihrer Urfahren nach Baden Würtemberg zurück. Das Ziel war Kleinglattbach. Dort wurden sie freundlich von der Familie Schock aufgenommen. Dabei handelte es sich um Nachfahren der Schwester von Daniel Blum. Acht Jahre später konnten sie endlich wieder ein eigenes Haus im gleichen Ort beziehen. Und auch ihre goldene Hochzeit konnten Daniel und Maria Blum 1972 im Kreise ihrer Familie und Freunde feiern.

Daniel und Maria Blum geb. Brenner (1972)

Völlig überraschend verstarb der Familienvater im Folgejahr durch einen Verkehrsunfall. Die weiteren Nachfahren leben in Kleinglattbach, Ebersbach, Tübingen und Mühlacker.

Hier schliesst sich der Kreis zu Werner Blum, dem wir sehr viele ergänzende Informationen aus seiner eigenen Familiengeschichtsforschung Blum verdanken. Zusammen mit seiner Ehefrau Ingrid geb. Götz lebt er in Vaihingen. Er war viele Jahrzehnte als Maschinenbauschlosser tätig. Sie haben eine Tochter und zwei Söhne.

Werner und Ingrid Blum geb. Götz

H.) Samuel und Emma Schwandt geb. Blum

Und zum Schluss möchten wir noch kurz den Lebensweg der jüngsten verheirateten Tochter Emma Blum darstellen. 1902 geboren, hat sie mit 19 Jahren den nur etwas älteren Samuel Schwandt aus Plotzk geheiratet.

Samuel und Emma Schwandt geb. Blum (rechtes Hochzeitspaar)

In den 1920er Jahren bekamen Sie ihren Sohn Gerhard und ihre Tochter Nelly. Die Trauer über die Ungewissheit ihres Sohnes Gerhard, der im Ostfeldzug des 2. Weltkriegs im Jahre 1943 vermisst wird, ist gross. Emma flüchtet Anfang 1945 nicht vor der vom Osten her näherrückenden russischen Armee und verstirbt im Dezember 1945 in Trautenau (Hohensalza). Doch ihrem Ehemann war kein längeres Leben vergönnt, denn er verstirbt nach der Flucht in Röhrsen bei Hannover im März 1945.

Die weiteren Nachfahren der Familie Schock leben in Vaihingen und Mühlacker.