Familie Meiners

Die Geschichte unserer Familienlinie Meiners

Mütterlicherseits sind wir mit der Familie Meiners aus dem Ammerland verbunden. Für einen besseren Überblick bei inzwischen über 18.000 Personen in unserer Ahnentafel werden wir hier zunächst nur die direkte männliche Ahnenlinie beschreiben. D.h. wir verfolgen unseren Familienzweig „Meiners“ Generation für Generation in direkter männlicher Linie. Dabei beginnen wir in der Gegenwart. Später müssen wir wegen der sog. patronomischen Namensgebung zwangsläufig vom Namen Meiners abweichen.

Hilfreich kann auch der Blick auf die Ahnentafel sein:

Ahnentafel Nachnamen Meiners

Generation II: Herta Meiners – Alfred Blum

Ausgangspunkt für den Namen „Meiners“ ist unsere Mutter Herta Maria. Sie kommt 1934 in Specken, einem Ort der Gemeinde Bad Zwischenahn zur Welt. Im Oldenburger Land haben die Nationalsozialisten bereits schon weitreichende Macht. Vor einem Jahr wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt.

Sie kommt als drittes Kind der Eheleute Johann und Anni Meiners zur Welt. Aber die Zeiten sind schwierig, so lernt sie den erstgeborenen Sohn der Familie – Herbert – gar nicht mehr kennen, er stirbt 1931 schon im Kindesalter von 4 Jahren. Doch die knapp vier Jahre ältere Schwester Marga Elfriede freut sich, nunmehr eine kleine Spielgefährtin an der Seite zu haben. Es folgen die Brüder Walter (1937) und Werner (1943).

Walter und Herta Meiners (1938)

Sie spielen Verstecker und Kriegen. Und bei „Blinde Kuh“ bekommt der Suchende seine Augen verbunden und muss die übrigen Kinder finden. Dabei darf mit Hinweisen auch geholfen werden. Unsere Mutter liest gerne und interessiert sich für Märchenbücher. Aber den allergrössten Teil des Tages verbringen die Kinder an der frischen Luft. Die ersten Lebensjahre vergehen wie im Fluge, dazu tragen auch die Umzüge der Familie Meiners bei. Immer wieder etwas Neues, da gibt es Einiges in der Umgebung zu erkunden. Und dann folgen immer dunklere Zeiten. 1939 erklärt Deutschland den Polen den Krieg. Weltumspannend beteiligen sich immer mehr Staaten an den Kampfhandlungen. Über sechs Jahre bedeutet dies für viele Menschen in den Ländern Angst, Not, Schrecken, Verlust, Gewalt und Tod. An eine unbeschwerte Kindheit ist kaum mehr zu denken. Und dann ereilt die Familie Meiners ein weiteres schreckliches Ereignis. Elfriede, die älteste Tochter, gerade erst am 07. November neun Jahre alt geworden, verstirbt in einem Oldenburger Krankenhaus an einem Gehirnabzess. Der Trauerzug mit dem weissen Sarg zieht von Petersfehn zum Friedhof nach Bad Zwischenahn. Diese Bilder können die Angehörigen nicht vergessen.

Die Familie Meiners folgt nun weiter den schwierigen Verdienstmöglichkeiten, zunächst nach Ludwigslust und dann nach Wittenriede (Gemeinde Edewecht). Herta wird hier in die Volksschule Wittenberge eingeschult. Früh morgens um 6.30 Uhr, rd. eine Stunde nach ihren Eltern, steht sie an den Schultagen auf. Zunächst zu Fuss und später dann mit dem Fahrrad bewältigt sie den Schulweg. Ihre Schulklasse weist wohl eine Anzahl von rd. 14 Schülerinnen und Schüler auf. In den Pausen spielen insbesondere die Mädchen mit viel Freude gerne Hinke Pinke und Tauspringen. Zu den klassischen Fächern Deutsch und Rechnen lernen sie auch Religion sowie die Natur- und Erdkunde. Auch Handarbeiten und Turnen stehen auf dem Stundenplan. Der Lehrer Herr Nitz sowie Frau Rothenburg aus Godensholt gehören der Lehrerschaft an.

Schülerinnen und Schüler der Volksschule Wittenberge (ca. 1946)

Besonders schön gefällt es Herta, als sie mit Pferd und Wagen in die Waldgaststätte Wittenheim nach Westerstede einen Schulausflug machen. Ansonsten hilft sie an den Schulnachmittagen auf dem Hof ihrer Eltern.

Die Abende werden gemütlich im Familienkreise oftmals mit Strickarbeiten verbracht, die Erfindung des Fernsehens liegt noch weit in der Zukunft.

Am 05.04.1949 verlässt Herta die Volksschule, wird ein Jahr beurlaubt, um auf dem Familienhof zu helfen. Sie beginnt 1952 als Hauswirtschafterin bei der Schuhmacherfamilie Hasselbach in Altjührden (Friesland). Einige Jahre später wechselt sie zur Familie von Hasseln nach Delmenhorst. Etwa vier Jahre bleibt sie hier in Stellung und lerne nach eigenen Aussagen sehr viel. Schliesslich arbeitet sie dann in Oldenburger Haushalten.

Herta Meiners in den 1950ern

1962 lernt sie ihren zukünftigen Ehemann –  unseren Vater Alfred -, von Beruf Maurer, bei einem Militärkapellenkonzert in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg kennen. Ein weiteres Treffen im Oldenburger Schlossgarten führt die beiden kurzfristig weiter zusammen. Sie heiraten bereits kurze Zeit später 1963 in der Ev.luth. St. Johannes-Kirche Bad Zwischenahn.

Brautpaar mit Gästen vor der Kirche in Bad Zwischenahn

Gefeiert wird, wie damals üblich, zünftig auf der Diele der Brauteltern in Westerscheps-Lohorst. Den Sitten entsprechend tragen die freundlichen Nachbarn zum Hochzeitsschmaus bei bzw. schmücken die Diele.

Hochzeitsfoto Alfred und Herta Blum (mit den Eltern)
Hochzeitsfoto Alfred und Herta Blum (mit den Eltern)

Generation III: Johann Meiners – Anna Christine Hoting

Unser Opa Johann Meiners verdient zunächst sein Geld als Knecht u.a. beim Landwirt Meinen (Oster-/Westerscheps) und auf einem Gutshof in der Nähe von Ludwigslust tätig. Den elterlichen Hof in Hengstforderfeld übernimmt entsprechend der üblichen Regelungen sein älterer Bruder Hinrich.

Johann kommt 1897 in Hengstforderfeld zur Welt. Die Paten Dietrich Becker und Helene Reil stehen bei der Taufe zur Seite. Zu seiner Volksschule in Augustfehn geht er zu Fuss. Durch Hochwasser in dieser Region ist aber gerade im Winter oftmals nicht an den Schulbesuch zu denken. Kaum volljährig wird er schon 1916 in den Kriegstdienst beordert. Die Einberufung erfolgt von der Infanterie in Oldenburg. Nur sechs Wochen dauert der Grundwehrdienst. An der Ostfront versieht er zunächst seinen Dienst. Und dann wird er in Frankreich eingesetzt, ein nicht minderer schwerer Kriegsschauplatz. Johann erleidet eine Verwundung. Und doch ist er mit seiner Familie überglücklich, dass er diese Zeit ohne weitere grössere körperlichen Schäden übersteht. Im jungen Erwachsenenalter muss er 1928 mit erleben, wie der heimatliche Hof „im Lappenfeld“ abbrennt. Doch mit viel Schweiss und einem unbbändigem Willen baut die Familie Meiners an gleicher Stelle ein neues Wohn- und Wirtschaftsgebäude.

Heimathof Johann Meiners in Hengstforderfeld

Johann lernt 1920, er arbeitet inzwischen als Knecht bei dem Landwirt Frerichs, dessen Hof auf der Grenze von Wester- zu Osterscheps liegt, unsere Oma Anna Christine Hoting , die „Anni“ gerufen wurde, kennen. Sie kennt das Dorf schon von ihrer Kindheit, denn sie ist ja hier 1902 geboren. Meta Meirose Helene Bölts sowie Alerich Meinen, ihre Taufpaten sehen sie aufwachsen, und sind sehr stolz.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Hoting-Anna-28.11.1902-ca.-1920-192x300.jpg

Oma Anna Christine „Anni“ Hoting ca. 1920

Ihr elterlicher Hof von Gerhard Hoting liegt in unmittelbarer Nachbarschaft in Westerscheps.

Stammhof Hoting in Westerscheps
Stammhof Hoting in Westerscheps

„Seine“ Auserwählte – Anna-Christine Hoting – führt Johann 1925 in Edewecht vor den Traualtar.  Ein sehr schönes Bild der geschichtsträchtigen Edewechter Kirche findet sich bei Galerie Oliver Scheuch.

Hochzeit von Johann und Anni Meiners
Auszug aus dem Kirchbuch Edewecht – Traueintrag Johann und Anna Christine Meiners geb. Hoting

In der Folgezeit fällt es nicht leicht, gemeinsam ein Auskommen zu finden, sie sind viel unterwegs, um für ihre Arbeit ein angemessenes Entgelt zu erhalten. Letztendlich hat Johann ein festes Ziel vor Augen: Einen eigenen Bauernhof. Und hierfür sind sie bereit, all ihre körperliche Kraft einzusetzen. Johann und Anni bekommen fünf gemeinsame Kinder, wovon die beiden ältesten Herbert und Elfriede schon im Kindheitsalter versterben. Diese Schicksalsschläge hinterlassen neben der schweren Zeit zwischen den beiden Weltkriegen Spuren.

Zunächst wohnen sie bis ca. 1937 „Am Lupinenberg“ in Specken.

Am Lupinenberg, Bad Zwischenahn – Specken

Hier die Kinder Herbert, Elfriede, Walter und unsere Mutter Herta zur Welt.

In einer schwierigen Zeit, Deutschland ist fest in nationalsozialistischer Hand, zieht es die Familie 1938 nach Ludwigslust in Mecklenburg Vorpommern. Johann bekommt dort eine Gutsverwalterstelle angeboten. Schon ein Jahr später kehren sie aber ins Ammerland zurück. Sie beziehen ein Haus in Petersfehn. Der Hausvater Johann ist jetzt bei der Spulenfabrik Intelmann in Zwischenahn tätig, von wo aus er abends zur Freude seiner Kinder manchmal einen Sack voller Holzklötze zum Spielen mitbringen kann.

Johann Meiners und Anna geb. Hoting mit ihren Kindern Elfriede, Herta und Walter
Anna geb. Hoting und Johann Meiners mit ihren Kindern Elfriede, Walter und Herta ca. 1938

Im Jahre 1942 werden die Koffer erneut gepackt. Eine zu pachtende Landwirtschaft der Familie Frerichs in Wittenriede (Gemeinde Edewecht) hat die Aufmerksamkeit erregt. Hier kommt dann auch der jüngste Sohn Werner 1943 mitten im 02. Weltkrieg zur Welt.

Die Kinder Herta, Walter und Werner Meiners ca. 1947

Doch die Gemeinde Edewecht wird zum Ende des 02. Weltkriegs zu einem ganz besonders schrecklichen Kriegsschauplatz. Durch den ausgerufenen Endkampf und den hier in Stellung gegangenen Truppen kommt es in den verbittert geführten Kämpfen zu sehr grossen Kriegsschäden an Mensch und Gebäuden. Johann Meiners, inzwischen 47 Jahre alt, wird zum Volkssturm einberufen und soll im Emsland versuchen, den zu dieser Zeit schon längst verlorenen Krieg, mit offensichtlich sinnlosen Massnahmen, noch umzukehren. In Lingen musst er Gräben ausheben, die den weiteren Vormarsch der überlegenen Allierten verhindern sollen. Ein aussichtloses Unterfangen! Zum Glück kehrt er trotzdem unversehrt nach Kriegsende zurück. Die Familie Meiners hingegen verbringt mit grosser Angst mehrere Tage in einer selbst erstellten Moorhütte im Fintlandsmoor. Sie versucht täglich unter Einsatz ihres Lebens die Tiere weiter zu versorgen.

Zuvor werden Geschirr aber auch andere Wertgegenstände im Garten zum Schutz vor Plünderungen der Soldaten vergraben. Eines Tags kommt „Anni“ Meiners gerade vom Kochen in der Küche des Pachthofes in Wittenberge zurück, da hört sie plötzlich Gedonner. Schutzsuchend dreht sie sich um, und muss das Schreckliche mit eigenen Augen ansehen. Der Beschuss der Allierten auf den Frerichshof lässt diesen in Flammen aufgeben. Nun muss die Familie Meiners nach dem Krieg zunächst in einer „Barracke“ auf dem Grundstück wohnen. Im April 1945 besetzen die kanadischen Truppen das erorberte Gebiet in Wester- und Osterscheps.

Hof Frerichs Quelle: Hartmut von Häfen

Nach dem Krieg und der Rückkehr des Familienvaters geht die Suche nach einer „eigenen Scholle“ weiter. Das Problem wird aber noch forciert, denn der bisherige Pachthof wird von der Verpächterseite selbst benötigt und damit der Vertrag gekündigt.

Wie einige andere Jungfamilien stellt Johann Meiners einen Antrag zum Bau eines Wohn- und Wirtschaftsgebäudes auf den Flächen der zuvor angepachteten 6 ha Fläche in Lohorst (Lupinenfeld). Der Einzug erfolgt am 01.04.1950 mit grosser Freude und in dem Bewusstsein, endlich eine neue und vor allem dauerhafte Heimat gefunden zu haben. Sie sind die ersten Siedler in dieser doch noch rechten „öden“ Gegend, wie dem anliegenden NWZ-Artikel Seite 22 zu entnehmen ist (Lohorst 25 Jahre Jubiläum mit Haus Meiners 21-05-1975)

Hof Johann Meiners Lohorst
Hof Johann Meiners Lohorst mit der inzwischen nicht mehr stehenden Scheune

Doch der Anfang war schwer. So berichtet Johann in seinem eigenen handschriftlich verfassten Lebenslauf.

Zitat aus handschriftlichem eigenen Lebenslauf von Johann Meiners

Wir hatten das Glück, unseren Grossvater Johann noch kennenzulernen. Den Duft seines Pfeifen- oder Zigarrenrauches, wenn er in seinem Armlehnenstuhl sass, haben wir noch heute in der Nase. Johann fuhr während seines Lebens selbst stets mit der Pferdekutsche bzw. dem Fahrrad, er hatte noch keinen Autoführerschein. Eine weitere Erinnerung in unserer Familie schildert seine Vorliebe zu Kautabak der Fa. Schrimper aus Oldenburg.

Nun ist die Motivation gross und es wird eine eigene Landwirtschaft aufgebaut. Schnell wächst der Viehbestand auf rd. 3-4 Kühe sowie einigen Schweinen, 2 Pferden, Hühner und Gänsen heran. Die drei Kinder packen nach Möglichkeit mit an.

Silberhochzeit Johann und Anna Meiners
Silberhochzeit Johann und Anna Meiners, 1950

Ein Höhepunkt des Familienlebens steht vor der Tür. Im September 1950 werden Anni und Johann ihre Silberhochzeit begehen. Es wird eine kleine schöne Familienfeier. Sie wird traditionsgemäss im Dorfe in der Gaststätte Kruse (Mühle) in Westerscheps gefeiert. Individuelle Porzellangeschenke werden später für die Nachkommen von der Besonderheit dieses Lebensereignisses „berichten“.

In die Dorfgemeinschaft findet sich die Familie gut ein. Johann übernimmt Verantwortung im Heimatverein „Vergnögde Goodheit“. Nicht nur einmal steht er bei dem tradionellem Besuch des Landrates zur jährlich stattfindenden Arntefier als Festausschussvorsitzender zum Ausschank bereit.

Am Ende eines langen erfüllten arbeitsreichen Lebens erkrankt Johann an Lymphdrüsenkrebs. Er wird zuletzt bettlegrig, muss ins Krankenhaus nach Westerstede. Eine Operation bringt leider keine Heilung bzw. Besserung, so dass er 1976 verstirbt. Seine Beisetzung findet auf dem Westerschepser Friedhof statt.

Nur kurze Zeit später stirbt auch unsere Oma Anni geb. Hoting nach einem bewegeten Leben mit allerlei Anstrengungen zu Hause im Mai 1978. Sie litt schwer an Gallensteinen. Sie wird ebenfalls noch im gleichem Monat neben ihrem Mann in Westerscheps beigesetzt.

Generation IV: Johann Meiners – Margarethe Vohlken

Johanns Vater heisst auch Johann Meiners und verbringt stoltze 100 Lebensjahre in der Geburtsgemeinde seines o.g. Sohnes,  Apen. Geboren in Hengstforderfeld 1857 verdient er sich zunächst sein Brot als Fabrikarbeiter in der Augustfehner Eisenhütte. Eine echte Knochenarbeit, aber für die Region trotz allem ein Segen, weil sie überhaupt erst die Möglichkeit schafft, den eigenen Lebensunterhalt außerhalb der Landwirtschaft auf ein besseres Niveau zu heben. Seinen väterlichen Hof übernimmt gem. dem ammerländischem Recht der älteste Bruder Hinrich.

Die Eisenhütte wird ein Jahr von seiner Geburt von den Unternehmern Julius Schultze und dem Konsul Bley aus Varel im 1856 gegründet. Sie bringt dem Ort und dem Umland einen enormen Aufschwung.

Restliche Gebäude der Eisenhütte in Augustfehn

Der Torf ist vorort und auch die Infrastruktur wurde zügig aufgebaut, um die Produkte zu vermarkten und zu transportieren.  In der 02. Hälfte des 19. Jahrhunderts steigt die Bevölkerungszahl ganz beträchtlich; so werden seit  Ende der 1850er Jahre sog. Moorkolonate ausgegeben, d.h. Siedlungswillige können ein kleines Stück Land erwerben und sich  eine bescheidene Landstelle aufbauen. Die Ansiedlung ist äusserst beschwerlich und es dauert viele Jahre bis das erste feststehende Wohngebäude bezugsfertig ist.

Typische erste Behausung in den Moorkolonien

Johann Meiners baut sich parallel zu seiner Industriebeschäftigung aus kleinsten Anfängen heraus neben seiner Geburtsstätte bzw. seinem Geburtshof eine eigene Landwirtschaft auf. Zunächst erwirbt er von seinem Bruder 1 ha Land. Dort begründet er als sog. Brinksitzer eine eigene Bauerei (ca. Ende der 1880er). Er errichtet 1908 ein eigenen Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Über mehrere Generationen wird diese Stelle weitergegeben.

Meiners Hof in Hengstforderfeld
Meiners Hof (links) in Hengstforderfeld ca. 1955
Meiners Hof in Hengstforderfeld ca. 1955
Meiners Hof, Hengstforderfeld ca. 2012

Johann ist sehr stolz, als ihm neben Hermann Fresmann die Flächen der Parzelle 590/197 (394/197) Flur 23 in Apen in Bockel zugeteilt werden. Auch seine Paten – Johann Hinrich Reinhards, Johann Tönnies, Friedrich Meiners und Gesche Borchers – blicken zufrieden, einen so tüchtigen Patensohn zu haben.

Wie in dieser Zeit oftmals üblich zählt Johann Meiners auch zu den Geniessern des Kautabaks, er bevorzugt  die Marke Schrimper aus Oldenburg.

1880 heiratet Johann in der Kirche zu Apen Margarethe Vohlken, die aus dem nahen Vreschen-Bokel kommt und dort am 16.02.1862 geboren wurde. Zusammen bekommen sie sechs Kinder. Trauer kehrt im Hause Meiners ein, als ihr Sohn Johann Hinrich, der die Vornamen seines Vaters und Grossvaters trägt, achtjährig 1895 an einer Lungenentzündung verstirbt. Und nach den Gebräuchen üblich erhält dann der nächste Sohn, unser Opa, der im Jahre 1897 geboren wird, den Vornamen seines verstorbenen Bruders „Johann“.

Nach der Jahrhunderwende ziehen dunkle Wolken auf. Die Herrscher der Länder Europas beäugen sich auf Schärfste. Die Lage spitzt sich immer weiter zu. Nach dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 bricht eine Krise aus. Und dann erklärt Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Zunächst scheinen diese Probleme weit weg, doch es geht so schnell, da bekommt auch schon der älteste 1887 geborene Sohn Gerhard einen Einberufungsbefehl. Mit Tränen in den Augen verabschiedet man sich voneinander. Es wird ein Abschied auf Ewig, Gerhard wird nicht wiederkehren.

Und auch der zweitälteste Sohn Hermann wird schon zu Beginn des Krieges vom Kaiser in die Armee berufen. Er kämpft im 43. preussischen Brigade-Ersatz-Bataillon 37 76. Auch wenn er dem Tod auf dem Schlachtfeld entkommt, so wird er durch eine schwere Beinverletzung, die eine Amputation erfordert und er stattdessen ein Holzbein benötigt zeitlebens durch die Amputation an diese schreckliche Zeit erinnert. Die elterliche Landwirtschaft kann er nicht mehr übernehmen.

Der Hof in Hengstforderfeld wird nach und nach weiter aus- und aufgebaut. Es gelingt Johann Meiners über zwei Weltkriege hinweg eine Landwirtschaft zu entwickeln, die für den vollen Lebensunterhalt seiner Familie sorgt.

Uropa Johann Meiners ca.1955

Seine Ehefrau Margarethe Vohlken erkrankt früh an Kehlkopfkrebs und verstirbt 1932. Johann geht trotz seiner Trauer seinem Tageswerk in der Landwirtschaft nach, versorgt das Vieh und bearbeitet die Böden, die am Hofe liegen. Mit seinem Sohn Hinrich steht zum Ende seines Arbeitslebens eine weitere Generation für die Übernahme parat.Ein Zusammentreffen mit der Familie an einem arbeitsfreien Tag ist stets eine willkommene Abwechslung und heitert alle einmal auf. Kinder und Enkel kommen zusammen, um auf dem Meiners Hof in Hengstforderfeld zu plaudern.

Familie Johann Meiners ca. 1943
Familie Johann Meiners ca. 1943

Gerade in den letzten Jahren bekommt Johann aufgrund seines hohen Lebensalters und seiner geistigen Vitalität mehrfach zu seinen Geburtstagen in der Nordwest-Zeitung eine besondere Aufmerksamkeit.

Meiners, Johann 96. Geb. Bericht

Meiners, Johann Prieme 3600 Stangen 11-06-1952

Meiners,Johann 1857 100. Geburtstag NWZ Berichterstattung_13-06-1957

Ehrenurkunde des Landkreises Ammerland

Johann Meiners überlebt seine Ehefrau um viele Jahre und stirbt erst im gesegneten Alter von 100 Jahren 1958 an Altersschwäche. Er wird neben seiner Margarethe auf dem alten Friedhof an der Aper Kirche beigesetzt.

Generation V: Hinrich Meiners – Anna Margarethe Montagne

Als nächste direkten Vorfahren in der Ahnenreihe kommen wir zu Hinrich Meiners, der als ältester Sohn noch in dem Nachbarort Nordloh, ebenfalls in der Kirchgemeinde Apen gelegen, am 17.07.1813 geboren wird. Seine übrigen Geschwister kommen alle in der Fortfolge in Vreschen-Bokel zur Welt.

Er übernimmt die Hofstelle von seinem Vater in Hengstforderfeld (Lappenfeld). Die vermutliche Ansiedlung seines Vaters (sh. dazu auch die Anmerkungen unten) erfolgt im Rahmen der 1851 abgeschlossenen Gemeinheitsteilung Anfang der 1830er Jahre. Er erbaut ein Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Im  Erdbucheintrag von Westerstede erscheint auf S. 678 auch der Hofübergang auf ihn als ältesten Sohn im Jahre 1857. Über viele Jahrzehnte und Generationen wird dieser Hof innerhalb der Familie Meiners weiter vererbt werden.

Geburtshaus Johann Meiners
Geburtshaus des Johann Meiners (*1857)

Zunächst wird diese eher dünn und neu besiedelte Gegend als Bokelerfeld in den Kirchbüchern bezeichnet. Erst nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wird Hengstforderfeld offiziell in den Kirchbüchern geführt.

Johann Meiners heiratet 1838 die aus dem Ort Edewecht stammende 1813 geborene Anna Margarethe Montagne.  Ihre Familie hatte sich inzwischen hier in der Kirchgemeinde Apen niedergelassen. Sie selbst gründet mit ihrem Ehemann eine Familie mit sieben Kindern, wovon eine Tochter aber bereits im Kindheitsalter stirbt.

Die Familie Montagne lebt schon lange in der Nachbargemeinde, Sie wandern im 18. Jahrhundert als Ziegler aus Barntrup (Westfalen) ins Ammerland (Kirchgemeinde Edewecht) zu. Vermutlich liegen ihre älteren Wurzeln in Frankreich. Man erzählt sich, dass in der napoleonischen Zeit ein Soldat in der Gegend „hängengeblieben“ ist und damit den Begründer der Montagnes in der Region stellt.

1857 liegt im Hause Meiners Freude und Trauer nah beieinander. Zunächst wird der jüngste und letzte Sohn Johann – unser Urgrossvater – geboren. Im Juni verstirbt dann der Vater bzw. Grossvater – Hinrich – 65jährig an Altersschwäche. Nur wenige Jahre später stirbt 1864 auch der jetzige Hofeigentümer und Familienvater gleichen Namens. Die oben abgebildete Hofstelle wird von dem gerade erst 23 Jahre alt gewordenen ältesten Sohn – Hinrich – fortgeführt. Das Auskommen in dieser Landwirtschaft ist noch nicht dauerhaft ausreichend, so arbeitet er zumindest ab 1885 in einer der Fabriken vorort.

Generation VI: Hinrich Wardenburg gen. Meiners – Helena Sophie Frerichs (Frers)

Unser Urururgrossvater wird 1791 in Nordloh geboren, wo er auch zunächst im jungen Erwachsenenalter von 24 Jahren als Halbkötner sein Auskommen findet. Über Vreschen-Bokel (1816), Hengstforde (1825) kommt er dann als neuer Anbauer nach Hengstforderfeld (1828), an anderer Stelle heisst es  auch „zu Bokel über dem Tief“ oder „..zum Bokeler Feld…“. Er ist damit auch der erste Vorfahre Meiners, der sich hier in Hengstforderfeld niederlässt bzw. diesen Familiennamen hier verbreitet. Die patronomische Namensbezeichnung übernimmt er von seinem Vater. Hengstforde zieht inzwischen grosse Aufmerksamkeit auf sich. Die Franzosen herrschen über die „Oldenburger“ und die natürliche Lage ermöglicht den Hengstfordern bzw. Apenern über die Flüsse (Aper-, Godensholter- bzw. Barsseler Tief) einen regen Handel mit dem Ausland. Bis in die Niederlande, England und nach Frankreich wird verschifft. Zur Blockadezeit der Franzosen läuft das häufig auch unter dem Mantel des Schweigens, es wird viel geschmuggelt. Einige Dorfmitbewohner von Hinnerk Meiners kommen zu viel Geld in dieser Zeit. Es entstehen mehrere Handelshäuser und – lager. Er staunt nicht schlecht, als er die vielen Frachtwagen auf den Landstrassen sieht. Sie bilden einen Stau, zum Teil hunterte von Metern. So recht versteht er diesen Aufmarsch nicht.

Aus der Chronik der Gemeinde Apen von 1979 erfahren wir, dass die Familie Meiners aus Hengstforderfeld direkte Nachkommen des Hinrich Wardenburg oder Meiners in Nordloh sind.

Hinrich heiratet 1813 Helene Sophie Frerichs (auch Frers), sie bekommen zusammen sieben Kinder, wovon aber nur vier das Erwachsenenalter erreichen und eine eigene Familie gründen.

Um der Familie ein besseres Auskommen zu sichern bemüht sich Hinrich um eine Siedlerstelle in Hengstforderfeld. Diese Ansiedlung erfolgt im Rahmen der 1851 abzuschliessenden Gemeinheitsteilung. Es ist allerdings nicht eindeutig, ob er oder sein namensgleicher ältester Sohn der „formale“ Erstansiedler ist. Die aus den Registern erkennbaren beruflichen Bezeichnungen sprechen für ihn selbst, die Geburtstorte seiner Kinder eher dagegen.Oder ist er zwischen dem Wohn- und Arbeitsort über Jahre hin und her gependelt? Das erste erbaute Gebäude in Hengstforderfeld brennt 1928 aber, wird aber an gleicher Stelle wieder aufgebaut.

Sophie Helene Frerichs bzw. Frers verstirbt 1846 schon im frühen Alter von 40 Jahren. Ihr Ehemann folgt 11 Jahre später 1857. Sie werden beide in Apen begraben.

Generation VII: Hinrich Janssen Wardenburg gnt. Meiners (1765-1834)– Helena Borchers gnt. Meiners (1752-1816)

Er wird 1765 in Nordloh als jüngster Sohn des Hinrich Janssen Wardenburg und der Anke Gerdes geboren. 

Zu seiner Frau nimmt er 1787 die zwölf Jahre ältere Helena Borchers (*1752 Nordloh), die als Hoferbin von ihrem Vater Meinert Borchers durch patronomische Namensweitergabe mit Nachnamen „Meiners“ heisst. Diesen Nach- oder auch Hofnamen nimmt ihr Mann mit der Hochzeit an. Seine eigene männliche Familie „Wardenburg“ ist hier nach zu vollziehen.

Ob bei der Auswahl des Ehemannes auch Überlegungen zur Hofnachfolge auf Seiten der Braut oder dem Brautvater, der unmittelbar vor der Vermählung verstirbt, eine Rolle spielt, ist nicht übermittelt. Zumindest ist bekannt, dass der Schwiegervater Borchert Meiners den Hof nicht dem vorhandenen gleichnamigen 1768 geborenen Sohn Borchert vererbt. Dieser ist zum Todeszeitpunkt des Vaters aber auch gerade erst 18 Jahre alt. Vielleicht ist das die Erklärung, warum der Meiners-Hof an die älteste Tochter übergeht.

Das Ehepaar Meiners bekommt insgesamt sechs Kinder, wovon aber zwei im Kindesalter versterben.

Helene selbst stirbt 1816, ihr jüngerer Ehemann Hinrich 1834.

Generation VIII: Borchert Meiners (1714-1786) und Talke Schlüter (1730-1805)

Der Vater Borchert Meiners wird 1714 in Nordloh als ältester Sohn von ingesamt vier Kindern geboren (Teilpatronomische Namensweitergabe: Vater Meinert Wilken). Erst 1751, mit 37 Jahren, heiratet er die 15 Jahre jüngere Talke Schlüter aus Vreschen-Bokel. Sie bekommen acht Kinder. Der Altersunterschied zwischen diesen liegt ungewöhnlicherweise bei fast 20 Jahren, was bei seinem Tode im Jahre 1786 noch eine Rolle spielen wird.

Nachdem sein eigener Vater 1762 verstirbt übernimmt er die ansässige Köterei in der Nordloher Dorfstrasse, unmittelbar in der Nähe des Hofes Cordes. Diese Landwirtschaft wird von seiner aus Harkebrügge (Kirchspiel Barßel) stammenden Familie (Meiners bzw. Wilken) seit 1710 bewirtschaftet. Ein Umzug vom überwiegend katholischen Oldenburger Münsterland in das überwiegend protestantisch geprägte Ammerland wie auch eine Vermählung zwischen diesen beiden Relegionsrichtungen sind zu dieser Zeit sehr selten.

Er selbst vererbt diesen Hof, vermutlich weil sein ältester Sohn Borchert im Sinne des damals geltenden Rechtes noch nicht erb- bzw. wirtschaftsberechtigt ist, 1786 an seine Tochter Helene, wodurch Hinrich Janssen Wardenburg – ihr Ehemann – in den Besitz kommt. Die deutlich jüngere Ehefrau Talke Schlüter stirbt erst 1805 hier in Nordloh, wo auch beide beigesetzt werden. Die Familienlinie führen vier Kinder weiter, die übrigen sterben im jungen Alter.

Generation IX: Meinert Wilken (1681 – 1762) und Catharine Borchers (1684 – 1756)

Er „wandert“ hier in Nordloh aus Harkebrügge (Kirchspiel Barßel) zu, ist auf der katholischen Seite im Münsterland 1681 geboren. Durch die Vermählung im Jahre 1709 mit seiner Braut Catharine „Trine“ Borchers (*1681) aus Nordloh kommt er wohl in den Besitz der ehemaligen Kötnerstelle von Frerich Janssen an der Nordloher Dorfstrasse. ( kurz vor der Abzweigung zum Deichweg). Ab 1723 wird er durchgängig als Kötner hier in den Kirchbüchern geführt.

Generation X: Wilcke Heidemann und Memke Schraders

Er wird um 1636 im Kirchspiel Barßel geboren und hat mit seiner Ehefrau Memke Schraders zwei Söhne. Deren Kindheit fällt in die schwierige und brutale Zeit des 30jährigen Krieges. Auch Barßel wird durch Brandschatzung der hessischen Truppen im besonderen Masse davon betroffen. Henrich Wilken Heidemann (1674-1728) gründet seine Familie in der Heimat, sein Bruder, der o.g. Meinert Wilken kommt ins Ammerland.

Hier endet zunächst die Ahnenlinie Meiners (männliche Linie). Eine weit verzweigte Familie mit zum Teil wechselnden Namensgebungen, die nicht nur in der Kirchgemeinde Apen, sondern in der gesamten Region insbesondere durch die Töchter ihre Spuren hinterlassen hat. Dazu aber an anderer Stelle und zu späterer Zeit mehr.