Familie Schedemann

Der Familienname Schedemann ist ein typisches Beispiel, wie aus an einer Ansiedlung bzw. der Bezeichnung des Dorfes bzw. Ortes ein Name in die ganze Welt getragen wird.

Am sog. Kreuzkolk stossen im 14. Jahrhundert drei Herrschaftsgebiete

  • Die Grafschaft Oldenburg
  • Das Bistum Münster
  • Ostfriesland

Es treffen hier weiterhin das Barßeler und Godensholter Tief aufeinander. Und genau an dieser Stelle liegt auf der oldenburgischen Seite ein altes Gehöft.

Zunächst heisst es Altona (Altenaw). Im Mittelalter wird dieser Weg bei schlechtem Wetter, wenn der Hauptweg bei Holtgast wegen Hochwassers nicht benutzbar ist, auch als Reiseroute ins Ostfriesische bzw Münterland genutzt. Und an dieser Stelle können die Kutschen das Godensholter Tief trockenen Fusses gegen einen Zoll zugunsten des Oldenburger Landes überqueren. Aus dem Ammerlande kommend erreicht man zunächst auf der anderen Seite im Münsterland die sog. Schnappburg.

Schnappburg (heutige Strassenbezeichnung an der Stelle, wo Buhrmanns Wehr und die Schnappburg stand)

Oft sind die Zollregelungen Anlass für Streitigkeiten zwischen Oldenburg und dem Münsterland. 1528 zerstört der Graf von Oldenburg die Brücke. Nachgewiesenermassen wohnt hier in unmittelbarer Nähe auf Oldenburger Gebiet im Jahre 1632 Gerd uff der Scheidung. Er ist wohl ein Enkel des Lührs, dem der Graf von Oldenburg 1550 diesen Platz schenkt. Bis zur Zerstörung des Übergangs geht er, wie viele andere Godensholter und Nordloher sonntags mit der Familie über Burmanns Wehr in die zu jener Zeit noch prostetantische Kirche nach Barßel.

Blick vom Deich (zur linken Hand stand der erste Schedemann-Hof)
Schöpfwerk in unmittelbarer Nähe zum ersten Siedlungsort von Gerd uff der Scheidung

In dieser Zeit verlegt die Familie Schedemann die Hofstelle (siehe obige Karte) um einige hundert Meter landeinwärts. Hier erhält der Ort den Namen „Scheidung“.

In der Fortfolge nennen sich die Nachkommen „Schedemann“. Später folgt auch eine Strassenbezeichnung nach der Familie. Durch patronomische Namensweitergabe gehen aber auch sehr viele Familien Gerdes, Brunßen(-Gerdes) etc. auf diese Linie zurück.

Erst 1897 kommt das Anwesen in andere Hände und wird heute von der Familie Hasselder in Form einer Landwirtschaft betrieben.

Nun also legt der 1590 zur Welt kommende Gerd uff der Scheidung hier den Grundstein seiner Familie und vieler Nachkommen in den Gemeinden Edewecht, Zwischenahn sowie im Landkreis Wesermarsch. Mind. die zwei Söhne Gerd Gerdes Schedemann und Hinrich Gerdes werden ihre Spuren ebenfalls hier hinterlassen. Wegen der Nähe zu Ostfriesland übernehmen sie den Vornamen „Gerd“ ihres Vaters als Nachnamen „Gerdes“. Doch insbesondere der erste Sohn wie auch der Enkel werden oftmals, wie ihr Vater gerufen. So weiss gleich jeder im Dorf, bei wem es sich um „Gerd uff der Scheidung“ handelt.

Der Erstgeborene heiratet Gesche Janssen Ficken Anfang der 1650er Jahre und übernimmt 1664 die historisch bedeutsame Hofstelle nach dem Tode des Vaters. Erstmals verwendet Gerd Gerdes Schedemann in der Öffentlichkeit auch eine eigene Hausmarke. Früh verstirbt seine Ehefrau und Mutter von vier Kindern im Jahre 1666. Dies führt zu grossen Belastungen, einerseits sich um den Nachwuchs zu kümmern, andererseits aber die Tiere zu versorgen bzw. den Acker zu bestellen. Die Köterei ist 1679 in einem mässigen Zustand, bietet aber für die Familie sowie den zwei Pferden, vier Kühen und zwei Teilen Jungvieh genügend Platz. Im hohen Alter von 86 Jahren verstirbt der Hausvater und vererbt die Bauerei an seinen ältesten Sohn Gerd.

Seine erste nur kurz andauernde Ehe mit Thalke Rohlje aus Edewecht bleibt kinderlos. Mit seiner zweiten Ehefrau – Gesche Meinen (Tatje) – kommen die zwei Töchter Gesche und Anna auf den Hof. Da ein erbberechtiger Sohn somit fehlt, fällt die Hofstelle an den Ehemann von Gesche. Dabei handelt es sich um Frerk Stören, der 1674 geboren, aus der bekannten und vermögenden Familie Stören in Apen stammt. Er heiratet 1705 in die Hofstelle ein und nennt sich seither Frerk Schedemann.

Familie Frerk Stören gnt. Schedemann (Scheidung)

Sie bekommen zwischen 1706 und 1731 insgesamt 11 Kinder. Doch kurz nach der Geburt von Almut Frerichs Schedemann, der jüngsten Tochter, verstirbt der Hausvater 58jährig ganz plötzlich. Der erst 23jährige älteste und noch ledige Sohn Gerd Gerdes Schedemann (1708-1759) muss nun die Verantwortung für den landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen und der Mutter mit den vielen Kindern beistehen. Erst viele Jahre später heiratet er die sieben Jahre jüngere aus Tange stammende Almet Janssen Reil. Sein Bruder Johann Frerich (1728-1794) begründet mit seiner 1768 zur Ehefrau genommenen Clara Carls (Hullmann) eine neuer Köterei in Tange-Wewerhörn. Seine Schwestern heiraten nach Godensholt bzw. die beiden jüngsten bleiben in Tange.

Die bekommen zusammen sieben Kinder, wovon sechs das Erwachsenenalter erreichen. Der Hof wird entsprechend weiterentwickelt. Doch im Jahre 1759 ziehen dunkle Wolken auf. Ohne das wir den Kirchbüchern entnehmen können, was der Grund ist, sterben beide Eltern im Juli diesen Jahres. Sie werden am gleichen Tage beigesetzt. Sie hinterlassen sechs minderjährige am Grab trauernde Kinder. Nun fällt das Kötnerlos des Hofes „upp der Scheidung“ auf den erst 16jährigen Sohn Johann Friedrich Gerdes (1742-1808). Die Arbeit und die Geschwisterschar scheint ihn voll in Beschlag zu nehmen. Erst mit 32 Jahren ehelicht er die aus Nordloh stammende 12 Jahre jüngere Anna Gerdes Ficken (1853-1835). Und in den folgenden 17 Jahren kommen in relativ grossen Abständen von jeweils drei bis fünf Jahren sechs Kinder auf die Welt.

Der Sohn Johann Schedemann (1785-1843) – unser direkter Vorfahre – heiratet am 09.06.1813 die aus der Tange – Wewerhör – Köterstelle „Reil“ stammende älteste Tochter Almuth Oltmanns Reil.

Der zweitälteste Sohn Hermann Schedemann (1816-1894) heiratet 1843 in den Köterhof „Janssen“ in Westerscheps ein.