Die Geschichte der Auswanderung der Familie von Johann Friedrich Blum (*1734) aus Württemberg.
Viele der deutschen Siedler in Westpreussen, so auch unsere Familie Blum, kommen aus Württemberg. Johann Friedrich Blum und Anna Maria Blum geb. Kohler aus Frutenhof haben eine schwere Zeit. Sie leiden infolge klimatischer Dürrezeiten an Hunger. Die Existenz und das das eigene Leben stehen auf dem Spiel. So fällt die Anwerbung nach Preussen auf fruchbaren Boden. Es werden leichte Ansiedlungsbedingungen und die Religionsfreiheit versprochen. Napoleon steht vor den Grenzen und den Söhnen drohen Zwangsrekrutierungen für das französische Militär. So werden am Ende über 20.000 Württemberger auf dem Schlachtfeld ihr Leben lassen. In einer entscheidenden Schlacht vom 16.-19.10.1813 wurde Napoleon vor den Toren Leipzigs geschlagen. Das Völkerschlagsdenkmal zeugt von diesem besonderen Moment.
Darüberhinaus lässt sich der Feldherr von den erorberten Ländern den weiteren Krieg durch hohe Kontributionen (Steuern) finanzieren.
Preussische Agenten sprechen sie für die Auswanderung nach »Preussisch-Polen« an. Ihnen wird versprochen, dass sie auf neu zu errichtende staatlichen Domänen mit einer entsprechenden Kolonistenstelle ausgestattet werden. Daneben wird ihnen Steuerfreiheit und Autonomie zugesichert. All diese Möglichkeiten haben sie in Württemberg nicht. Sie sind als fleissige und kluge Würtemberger bei dem König von Preussen ganz besonders beliebt.
Die Vielzahl der vorhandenen Probleme sorgen bei der grosse Familie Blum sowie weiteren Angehörigen dafür, ein grossen Abenteuer einzugehen. Sie wollen nach Preussisch-Polen aufbrechen und auswandern.
Sie treffen alle notwendigen Voraussetzungen. Mit gemischten Gefühlen verkauft Johann Friedrich Blum am 15.04.1782 seinen Grundbesitz an Johann Friedrich Burkhardt zu Grüntal. Der Hof besteht aus den Hofgebäuden, einem Keller und der Hofraite (-raum) mit Geräten und Äckern. Der Kaufpreis beträgt 1.800 Gulden. Die Zukunft ist ungewiss.Es fällt schwer, die eigene Heimat und viele Freunde und Familieangehörige hinter sich gelassen. Aber gleichzeitig bestehen grosse Hoffnungen und Erwartungen an die neue Wahlheimat in Westpreussen.
Sie zählen zu den ersten Siedlern in der ausgewählten Region Westpreussens. Unser Vorfahre bemüht sich mit 21 Familien zunächst persönlich im August 1781 und später im März 1782 zusammen mit drei Landsleuten bei den Behörden um die Auswanderung. Überliefert ist das Gesuch an den Herzog Karl Eugen von Württemberg, datiert Grüntal, den 24. Januar 1782. Johann Friedrich Blum lässt nicht locker und führt die Verhandlungen brieflich fort. Sie brechen nach entsprechenden Vorbereitungen im Mai 1782 auf. Am 07.06.1782 melden er sich mit einer grösseren Schar weiterer Auswanderer in Berlin.
Die Auswanderung erfolgt unter der Führung unseres Vorfahren Johann Friedrich Blum sowie Michael Schwenk mit einer Gruppe von 21 Erwachsenen und 46 Kindern.
Die Emigration diverser Familien aus dem Dorf ist ein besonderes Ereignis. Tränen, Gedanken zur ungewissen Zukunft und herzliche Worte sind Begleiter in diesen Tagen. Am Abend vor der Abreise begeben sich die Gemeindemitglieder für einen letzten gemeinsamen Gottesdienst in die Kirche. Es ist still. Alle hängen ihren Gedanken und den Gebeten nach. eine besondere Athmosphäre ungibt in dieser Stunde die Grüntaler Kirche!
Es wird letztendlich eine sehr lange und kräftezehrende Reise.
Ihre erste Ansiedlung erfolgt auf dem Vorwerk Althof (Stary Dwor) bei Krone an der Brahe bzw. heute Brda (Polnisch Krone bzw. Amt Coronowo). Mit dabei acht Söhne und eine Tochter. Es wird ihnen eine Fläche von ein bis drei Hufen (90 Morgen) in einem Wald zugewiesen (1 Morgen entsprach 2553 qm). Eine unwirtliche Gegend mit sumpfigem Untergrund und kaum zu bewirtschaftendem Boden. Erste Zweifel kommen auf. Die ersten Häuser werden von der Siedlergruppe errichtet. Diese sind auf einer von der Deutschen digitalen Bibliothek veröffentlichten Karte von Altenhof zu sehen.
Doch die Ansiedlungsbedingungen sind nicht gut. Und so wandert die Familie Blum weiter bis nach Strutzfon östlich der Weichsel. Hier werden nun umfänglicher Massnahmen für die Ansiedlung getroffen. Doch nur wenige Jahre später verstirbt Johann Friedrich Blum. In dem hiesigen Kirchbuch Lissewo hinterlassen die Blum eine Menge Spuren. Der Ort wächst bis 1910 sukzessive auf ein Anzahl von 150 Bewohnern an.