Familie Bleyer

Erika Bleyer, meine Schwiegermutter, bildet hier den Anknüpfungspunkt an diese Familie. Auch hier lohnt zur Orientierung der Blick in die Ahnentafel.

Die bisherigen Ergebnisse sind zwar noch ausbaufähig, aber trotzdem auch gerade wegen der vielen vorhandenen Fotos aus dem Familienbestand berichtens- und sehenswert.

Generation VI: Friedrich Adam Bleyer und Hanne Christiane Dölz (1856)

Der bisherige von uns erforschte Ursprung liegt in Thierbach (Sachsen). Dort wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert der Handarbeiter Friedrich Adam Bleyer geboren, seine Ehefrau heisst Christiane Dölz. Hier werden sie heimisch und am 05.10.1867 erblickt Franz Louis das Licht der Welt.

Generation V: Franz Loius Bleyer (1867) und Bertha Caroline Morgner (1866)

Den Blick klar ausgerichtet, sein Leben fest in die Hand zu nehmen, ergreift er den Beruf des Bergarbeiters.  Nachdem er in Schleiz (Thüringen) am 06.07.1889 die aus Oberböhmsdorf stammende Bertha Caroline Morgner zu seiner Frau nimmt, siedeln sie aus beruflichen Gründen nach Zwickau um.  Sie bewohnen eine Wohnung in der Jacobistr. 13a.


Sie bekommen zunächst 1889 ihren Sohn Walter. Und am 16.10.1890 folgt dann Edwin Franz in Zwickau. Edwin Franz sieht tagtäglich, wie sein Vater zwar erschöpft aber doch am Ende glücklich zum Feierabend nach Hause kommt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Kumpel nimmt weiteren Einfluss. So erlernt Edwin, wie sein Vater, ebenfalls den Bergarbeiterberuf. Er arbeitet fleissig und lernt sowohl im Praktischen wie im Theoretischen. Der Lohn des Ganzen stellt sich ein. Er wird zum Obersteiger befördert und berechtigt voller Stolz. Doch die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts ist nicht leicht. Viele Bergarbeiter folgen dem Ruf aus dem Westen. So auch die Familie Bleyer, noch vor dem 01. Ausbruch des 01. Weltkriegs ziehen sie nach Hövel (Hamm), denn dort werden viele Bergarbeiter gesucht, inzwischen ist man bei der Abteufung des Schachtes III und IV angelangt.

Der Starke Zuzug der Familien lässt die Einwohnerzahl in knapp zehn Jahren auf über 10.000 versechsfachen.

Förderturm Zeche Radbod (Hamm)

Die Arbeit in den Schächten wird zunehmend technisiert. So werden die bis dahin eingesetzten Pferde durch entsprechend Druckluftlokomotiven ersetzt. Auch für eine ausreichende kirchliche Versorgung ist durch den Bau einer Bergarbeiterkirche (Kreuzkirche) im Zechenbusch gesorgt. Sie wird 1912 eingeweiht.

Kreuzkirche im Zechenbusch

Die Familie Bleyer packt in 1930er Jahren ihre Sachen erneut. Nun geht es nach Gelsenkirchen-Buer.

Generation IV: Edwin Franz Bleyer (1890-1957) und Paula Schott

Hier bauen die Brüder Edwin und Walter Bleyer mit ihren Familien ein Doppelhaus. Sie leben „Tür an Tür“ in direkter Nachbarschaft auch zum ehemaligen Bismarckstadion.

Bleyer-Doppelhaus in Gelsenkirchen-Buer

Unter Tage verdienen sie gutes Geld in der Zeche Graf Bismarck.

Bismarckzeche in Gelsenkirchen-Buer

Als Schiedsrichter im Fussball kann er abschalten von der harten und schmutzigen Arbeit unter der Woche.

Edwin Franz Bleyer (ca. 1950) – Obersteiger


Um 1914 heiratet Edwin Franz Bleyer Paula Schott und es folgen die Geburten der Kinder Gerhard Paul 1914, Edwin Heinrich 1915, Paula 1916 und Willi 1919 fast in Jahresschritten.

Das Familienglück scheint perfekt.

Edwin, Willi und Gerhard Bleyer

 

Nach einer unbeschwerten Kindheit nehmen die Unruhen in Deutschland zu, dass bekommen auch die jungen Menschen mit. Die Nationalsozialisten übernehmen die Macht im Land und greifen mit Terror um sich. Durch den militärischen Einmarsch nach Polen beginnen sie den zweiten Weltkrieg. Alle drei Söhne werden zur Wehrmacht eingezogen.

Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der jüngste Bruder Willi fällt schon wenige Monate nach seiner Einberufung. Auch die Mutter Paula verstirbt kurz darauf. Sie wird die weitere Entwicklung ihrer Kinder nicht miterleben dürfen.

Edwin Bleyer (rechts) vermutlich mit seiner Ehefrau Paula geb. Schott


Der Vater Edwin Franz Bleyer verstirbt in Folge eines Magenleidens 1957 in einem Mindener Krankenhaus. Zusammen mit seiner Tochter waren sie wegen der besseren Luft hier in die Nähe nach Petershagen gezogen. 1957 wird er auf dem Friedhof in Petershagen in zu Grabe getragen.

Generation III: Edwin Heinz Bleyer (1915-1998) und Anni Emma Minna Saucke (1920-1996)

Edwin Bleyer (Grossvater von Angela Konau) – ca. 1940

Edwin Heinrich „Heinz“ Bleyer wird in Bockum-Hövel (Hamm) – im Herzen des Ruhrgebietes -, wohin es die Familie durch ihre Bergarbeitertätigkeit zieht, 1915 geboren. Später siedeln sie nach Gelsenkirchen Buer über. In dieser von Kohle und Stahl bestimmten Region wächst er auf. Sport ist seine grosse Leidenschaft. Insbesondere der Fussball bzw. der FC Schalke 04 stehen bei ihm ganz hoch im Kurs.

Klassenfoto vermutlich mit E. Bleyer

E. Heinz erlernt den Beruf des Versicherungs- und Bankkaufmann und arbeitet in der Sparkasse. Seine Ehefrau Anni Emma Minna Saucke lernt er an seinem Dienstort kennen. Die Vermählung findet noch in den ersten Kriegsmonaten 1939 in Bahrendorf statt. Der Abschied ohne die Gewissheit, wie wird es werden, fällt umglaublich schwer. Es gibt nur wenig Fronturlaub. Kontakt halten die beiden über viele liebevoll geschriebene Briefe. Sie führen eine aussergewöhnlich harmonische Ehe, lassen sich nach dem überstandenen Krieg keinen Tag mehr „aus den Augen“.

E. und A. Bleyer

Von der WAST haben wir bzgl. seines militärischen Lebenslaufes viele Details:
02.11.1937: 10. I.R. 12 Halberstadt
01.10.1938: Stab III/I.R. 12 – Polenfeldzug
01.02.1940 9. I.R.12 Westfeldzug, dann verlegt nach Polen Lentschütz
später Verlegung des III. Batailion vom I.R. 12 nach Bergen-Belsen
Neuaufstellung einer Devision (Schwerter Division 131 oder 431)
Verlegung nach Polen
22.06.1941 Russland Verwundung mit anschl. Lazarettaufenthalt in
Warschau, Donaueschingen und Magdeburg


Genesenenkompanie Halberstadt
09.1942 Versetzung zur Feldkommandatur 610 in Vrnjačka Banja Serbien
12.1944 Auflösung der Feldkomm. in Sarajewo mit anschl. Versetzung zur
Platzkommandatur in Doboy Kroatien
Versetzung zur Truppe bis zum 09.05.1945 bei 5 I.R. 370
Gefangenschaft in Ostreich, Verlegung nach Süddeutschland und am 16.06.1945 in Aalen(Württemberg) entlassen.

Entlassungsschein Vorderseite
Entlassungsschein Rückseite

Opa Heinz schreibt seiner „Anni“ so oft er kann. Aus diesen Briefen ist die Sehnsucht nach seiner Ehefrau und den Kindern in beeindruckender Form ersichtlich.

„Heinz“ Bleyer am Schreibtisch

Nach Entlassung aus der Gefangenschaft kann er wegen seiner Verletzungen nicht mehr in der Sparkasse arbeiten bzw. seinen Dienst aufnehmen. Sein rechtes Handgelenk ist infolge eines Durchschusses steif, dadurch kann er nicht mehr schreiben. Heinz Bleyer kann aber glücklicherweise eine Anstellung im Labor der HEW – Hamburgische Elektrizitätswerke – antreten. Die Familie wohnt zunächst mit den Eltern Saucke im eigenen Haus in der Göhrder Strasse in Neu Darchau.


In seiner Freizeit geht der Hausvater gerne angeln. Das Interesse vererbt er auch an seine Enkel Thomas und Andreas. Zusammen mit ihrem Vater Günter, dem Schwiegersohn von „Heinz“ Bleyer, gewinnen sie einige Wettbewerbe. Weiterhin interessiert sich Heinz Bleyer auch für den Fussball. Auch das Laufen gehört zu seinem sportlichen Betätigungsfeld. Im weiteren Leben begeistert er sich zusammen mit seinem Schwiegersohn Günter Konau und dessen Bruder Willi für die Musik. Im Männergesangverein Neu Darchau-Katemin sind sie gemeinsam aktiv.

Männergesangverein mit Edwin Bleyer (01. Reihe zweiter von links)

In einem Schrank über der Werkstatt bei Günter Konau werden die
Utensilien (Noten etc.) aufbewahrt. Die eigenen Kaninchen bereiten insbesondere seinen Enkelkindern viel Freude.

Ausflug mit dem Männergesangverein (Heinz Bleyer ganz links)

Er hat zusammen mit seiner Ehefrau Anni Emma Minna Saucke insgesamt drei Kinder, wovon Christa leider bereits im Kindheitsalter infolge eines Unfalls in der Küche verstirbt.


Sie bleiben in Neu Darchau und engagieren sich im Gesellschafts- und Vereinsleben. Das familiäre Leben steht im Mittelpunkt vieler Aktivitäten und Feiern. Heinz Bleyer legt stets Wert auf Genauigkeit und Pünktlichkeit.

Edwin Heinrich und Anni Bleyer mit ihren beiden Kindern

Von besonderer Bedeutung sind auch immer die alljährlich wiederkehrenden Feste. An Weihnachten wird entweder traditionell eine selbst gemästete Gans oder Wild zubereitet. Was nicht aus den eigenen Ställen kommt, wird bei Schlachter Stegmann oder Kling in Neu Darchau gekauft. Ansonsten kauft man bei Hinrichs, Fries oder Botmer ein. Und Schuhe gibt es bei Schuhmacher Schulz.

Anni geb. Saucke und Heinz Bleyer

1998 stirbt Heinz Bleyer nach einem bewegten Leben in seinem zur Heimat gewordenen Neu-Darchau. Glücklicherweise durfte einer der beiden Autoren, Ehemann der Enkelin von ihm, ihn noch persönlich kennenlernen.

Generation II: Erika Konau geb. Bleyer (1940-2016) und Günter Konau (1934-2009)

E. Bleyer ca. 1940

In der Kindheit/Jugend bis ins höhere Alter hat Erika viel Spass am Sport, wie Handball, Leichtathletik/Turnen und beim Tanz. In ihrer Jugendzeit absolviert sie, wie viele andere Mädchen und Jungen ihres Alters, einen Tanzkurs. Eine sehr schöne Aufnahme der Tanzgruppe zeigt sie hier:

Abtanzball ca. 1952

Zu den typischen Kinderspielen zählt der Seiltanz. Viel Spass hat sie auch beim Ausritt mit den Ackergäulen des Dorfes. Die Eltern fördern das Lesen massgeblich, bis ins hohe Alter bleibt es ihr Hobby. Anlässlich der Kindergeburtstage werden Schätze im Wald versteckt. Sie ist eine fleissige und gute Schülerin.

E. Bleyer

Oma Saucke gibt sich viel Mühe, dass die Hausaufgaben ordentlich verrichtet werden. Auch dabei steht das Lesen sowie das „Auswendiglernen“ von Gedichten und Versen im Vordergrund. Opa Saucke ist ein Naturmensch und gibt sein Wissen über die Tiere und deren Leben gerne weiter. Die Konfirmation ist für Erika ein ganz besonderes Ereignis.

E. Bleyer – Konfirmationsgesellschaft

Neben der Erziehung ihrer drei Kinder sowie der Haushaltsführung ist sie beruflich als Hauswirtschafterin, später als Postbeamtin tätig. Von ihr erfahren wir für unsere Forschung sehr viele spannende Geschichten aus der vergangenen Zeit. Ihren Vater, der im zweiten Weltkrieg seinen Dienst verrichtet, besucht sie als Kind im Lazaratt in Magdeburg. Dieses sog. Standort-Lazarett, in dem Edwin Bleyer eine Zeit lang verbringen muss, besteht schon vor dem Krieg. Bei der Mobilmachung wird es Anfang des Krieges in „Reservelazarett Magdeburg“ später dann „Reservelazarett Burg bei Magdeburg“ umbenannt.

Foto aus dem Lazarett mit Edwin Bleyer

An den Wochenenden geht sie gerne in die Diskothek nach Alt Garge oder trifft sich mit Freunden z.B. auf dem Schützenfest in Dahlenburg. Sie lernt Günter Konau kennen und lieben. 1957 heiraten sie in der Kirche von Drethem.

E. und G. Konau

Die Eheleute E. und G. Konau unterstützen die pflegebedürfige Verwandtschaft August Johann Diedrich Daus und Anna Gehrke und ziehen in das Erdgeschoss des Anfang des Jahrhundert gebauten Hauses in der Hauptstr. in Neu Darchau.


Nach dem Tod von „Opa Daus“ wohnen „Tante Dora“ Daus und ihr Ehemann „Onkel Willi“ Schuldt mit Erika und Günter Konau in diesem Haus.

Wilhelm und Dora Schuldt (geb. Daus)

Generation I: Angela Blum geb. Konau

Nur kurze Zeit später wird der erste Sohn Thomas noch im Jahr 1960 geboren. 1964 folgte dann Andreas und zum Schluss 1970 die Tochter Angela. Die weitere Geschichte dieser Familie Konau ist hier zu lesen.

Familie G. Konau mit Partnerinnen der Söhne – Silberhochzeit 1982