Das frage ich immer mal wieder, wenn ich vor einem älteren Haus bzw. einer Hofstelle stehe. So erging es mir auch bei dieser Hofstelle in Osterscheps. Lasst uns sehen, was sie zu erzählen hat.

Vor rd. 400 Jahren hat hier Gerd Timmen (1563-1643) mit seiner Familie ein Stück Land besiedelt. Er hat nicht mich aber sozusagen meinen „Grossvater“ 😉 gebaut. Ich selbst bin noch taufrisch aus dem Jahre 1954. Mein Grundstück wird im Laufe der Jahre um weitere Gebäude, wie die Scheune, einen Hühner- und auch Schweinestall bebaut. Jetzt fühl ich mich auch gar nicht mehr so allein. Besonders ist, dass bis zum heutigen Tage im Jahre 2025 bei mir direkte Nachfahren von „Gerd Timmen“ wohnen bzw. mich bewirtschaften. Hier in Osterscheps wurde zu jener Zeit überwiegend Roggen angebaut. So machte es auch der Gründervater von mir und baut sich einen bescheidenen Viehbestand auf. Sein Sohn Gerd (1603-1692) kann schon stolz im Jahre 1679 auf 2 Pferde, 1 Kuh und ein Jungvieh sein Eigen nennen. Daneben besass er 24 Reichstaler bei der Vermögenszählung (Kontributionsregister). Mit grossem Schrecken erfahren Gerd mit seiner Ehefrau Grete und den Kindern von dem grossem Brand in dem Kirchgemeindenort Edewecht.
Über vier Generationen hinweg bewirtschaftet mich ein Sohn gleichen Namens. Mitte des 18. Jahrhunderts komme ich zum ersten Mal in die Hand einer Frau, der Haustocher Gebke (1701-1751). Doch leider ist es ihr nicht vergönnt, an mir längere Zeit ein Freude zu haben und so führt mich ihr Ehemann Gerd Oltmanns, der sich selbstverständlich wie es zu dieser Zeit üblich ist, stolz mit meinem Hofnamen „Timmen“ anreden lässt, weiter. Und dann übernimmt zunächst sein Sohn und später sein Enkel – beide wieder Gerd Timmen genannt – die Geschicke meines landwirtschaftliches Betriebs. Mitte des 19. Jahrhunderts ist es dann Christian Timmen, der die Führung übernimmt. In der nächsten Generation mangelt es an einem männlichen Erben und so werde ich an die Tochter der Familie – Gebke Helene Timmen – übertragen, die den aus dem Dorfe stammenden Gerd Röbber heiratet (1831-1888). Nun muss ich schweren Herzens meinen Namen hergeben und fortan trage ich den Namen „Röbber“.
Wie ihr seht, es gibt so viel Spannendes zu erzählen, wenn man so viele Jahrhunderte hier so lebt und „steht“. Die Menschen gehen bei mir ein und aus. Mal schauen, vielleicht erzählei ich demnächst noch ein wenig mehr. Vielen sage ich zunächst einmal meinen mutigen Gründer Gerd Timmen. Aber auch seinen Nachkommen, dass ich immer noch hier im Kreise der bekannten Nachbarhöfe stehen darf.
Und eine Bitte habe ich noch: Sollte jemand noch Interessantes zu meiner Geschichte ergänzen können, so schreibt es gerne zu diesem Beitrag oder direkt dem Autor. Wir freuen uns sehr darüber. Auch wir können ja einiges im Laufe der Zeit vergessen haben ;-).